Geburtsstunde der Papierkorbmythologie

Ich bin in Garsten (OÖ) mit meinen drei Geschwistern aufgewachsen und meine Kindheit war geprägt von einem aufregenden Abenteuerleben am Fluss und in der Natur. Beruflich habe ich das Handwerk des Hafners erlernt. Das genügte mir jedoch nicht, weil ich als Hafner meinen kreativen Drängen nicht gerecht werden konnte. Deshalb wechselte ich in die Keramik. Die Ausbildung als Keramiker absolvierte ich in der Keramikfachschule in Stoob. Nach meiner anfänglichen künstlerischen Auseinandersetzung mit der Malerei und der Keramik, habe ich zufällig die Ausdrucksmöglichkeiten mit Papier entdeckt. 

 

Mit der digitalen Revolution aufgewachsen, habe ich den Wechsel von der analogen auf die digitale Kamera miterlebt. Das hat mich in meiner Arbeit sehr beeinflusst. Ich konnte beobachten, wie sich meine Art und Weise, Bilder zu sammeln und zu betrachten, stark verändert hat. Es entstand eine Bilderflut gesammelter Erinnerungen, die digital verstaubten. Dieses Erleben erfahre ich in den Zeitschriften und Magazinen wieder, die ich verwende. Es ist eine Unmenge an Bildern, die einmal betrachtet und konsumiert werden, um danach in Vergessenheit zu geraten. Menschen versuchen zwar sie zu sammeln, aber in Wahrheit sind und bleiben auch sie verborgen.

 

Es ist für mich wie das Betrachten eines Familienfotos, das starke, emotionale Erinnerungen und Impulse auslöst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in den Erinnerungen von Menschen wühle oder in Fotoalben blättere und vergangene Augenblicke finde.

 

Das ist mein Moment.

 

Dieser gesammelten Erinnerungen nehme ich mich an und beginne sie zu zerlegen und zu verändern. In diesem Recyclingprozess wird zerteilt, ausgeschnitten und aus dem Zusammenhang genommen, um etwas später die Einzelteile wieder neu zusammenzufügen, in einen neuen Kontext zu setzen - einfach gesagt, neue Geschichten zu erzählen. Das ist die Basis meiner Kunst, mit der ich dann zu spielen und zu kombinieren beginne.

 

In diesem Augenblick werden die „Heldinnen und Helden aus dem Papierkorb“ geboren. Dadurch entstehen Erzählungen und Epen über Leben und Tod, über Liebe und Leid, Kultur und Gesellschaft und manchmal ein kritischer Blick auf das Denken und Tun der Menschen.

 

Es ist die Geburtsstunde der Papierkorbmythologie.

 

Wie auch die Mythologien großer Völker lädt die Papierkorbmythologie den Betrachter ein, seine eigene Betrachtungsweise für die Bilder zu haben. Es entsteht ein, die Zeiten durchfließender Zeitstrang, der weit zurückreichen kann und Epochen verbindet. Durch diese Begegnungen treffe ich auf meine Gegenwart und lasse mich inspirieren - ich beginne durch die Bilder zu kommunizieren. Für mich hat die Reise durch diese Bilderflut eine nicht enden wollende Faszination und so surfe ich auf ihrem Kamm durch die Zeit.